Stolpersteinwanderung in der Stadt Salzburg
Am 26. November spazierten wir gemeinsam mit dem Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer*innen zu einigen Stolpersteinen in der Stadt Salzburg. Themen waren Salzburger Spanienkämpfer aber auch Desserteure. Matteo Gebhart, Vorsitzender der Freiheitskämpfer und Christof Fellner, AustriaGuide und deren Sekretär begleiteten uns vom Rosa Luxemburg Haus bis zum Gerichtsgebäude und gaben uns Einblicke in die Geschichte des politischen Widerstandes.
In den Jahren des austrofaschistischen Ständestaates wurde die Sozialdemokratische Partei verboten und ihre Funktionär*innen damit in die Illegalität verdrängt. Leiter der sich nunmehr „Revolutionäre Sozialisten“ nennenden Sozialdemokratie im Untergrund in Salzburg war der mehrfach verhaftete und später in Sachsenhausen ermordete Josef Pfeffer.
Der Kampf in dem 1936 ausgebrochenen Spanischen Bürgerkrieg gegen den Putsch-General Franco wurde von vielen Österreichischen Linken als Option gesehen den in Österreich zwei Jahre zuvor vorläufig verlorenen Kampf gegen den Faschismus anderswo weiterzuführen - dementsprechend geachtet war diese Gruppe in Spanien.
Vier Kämpfer aus Salzburg fielen in Spanien und sind auch dort begraben, fünf weitere überlebten zwar die Kämpfe dort, nicht aber ihre anschließende Haft in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus.
Stellvertretend für sie , sei Franz Schmidhammer genannt, ein 1916 in Salzburg geborenes Mitglied der Revolutionären Sozialisten. Er wurde 1936 zu 15 Monaten Arrest wegen Teilnahme an einer illegalen Schmier- und Flugzettelaktion verurteilt und kam 1937 nach Spanien. Dort starb er Ende Februar 1938 in einem Lazarett in Murcia.
Insgesamt zehn Stolpersteine sind diesen Männern in der Stadt gewidmet. Der zehnte, unmittelbar neben dem Landesgericht, am Rudolfsplatz gelegen, steht für all jene Spanischen Antifaschisten, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden.
Auch den Deserteuren, jenen mutigen Männern und Frauen, die sich dem Kampf durch sogannante Fahnenflucht oder ähnlichem, genannt Kriegsdienstverweigerung, entzogen, sind Stolpersteine gewidmet. Diese finden sich neben dem Landesgericht auf dem Kajetanerplatz.
Neben einigen namentlichen Opfern, vielfach in Glanegg oder auch München hingerichtet, wird dort auch mit einem gemeinsamen Stolperstein über 100 Opfern der Todesurteile gedacht. Die ideologische Ausrichtung ihrer Opfer zählte für die Nazi in diesem Zusammenhang wohl eher weniger, wer nicht bereit war zu kämpfen, war automatisch in Lebensgefahr. Stellvertretend für sie sei der 1911 in Vorarlberg geborene und 1942 in Glanegg hingerichtete Jakob Maier genannt. Er wurde wegen Fahnenflucht hingerichtet. Seiner Witwe wurde übrigens eine Hinterbliebenen Pension verweigert.
Da viele Gerichtsakten vor der Befreiung vernichtet werden konnten sind die Namen derer, die die Todesurteile gesprochen haben nicht mehr zu eruieren. Manche Daten und Ereignisse während der Gefangenschaft und Verurteilung der Opfer liegen aber ebenso noch im Dunkel und harren auch heute noch ihrer Enthüllung.
Genauere Daten zu diesen Themenbereichen und auch allen anderen Stolpersteinen in der Stadt und im Land Salzburg könnt ihr übrigens auf der Homepage des Personenkomittees Stolpersteine nachlesen.
https://www.stolpersteine-salzburg.at/
Herzlichen Dank an die Freiheitskämpfer*innen für den spannenden Vortrag und die gemeinsame Zeit!